Ausstellung informiert über Verbrechen nationalsozialistischer Militärjustiz

Nr.039/24  | 03.04.2024  | WKM  | Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten

Kulturministerin Bettina Martin hat am Mittwoch die Ausstellung „»Was damals Recht war…« – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“ im ehemaligen Wehrmachtsgefängnis in Anklam eröffnet. Die Exposition erinnert an die menschenverachtende Militärjustiz während des Nationalsozialismus.

„Fast 15.000 Menschen durchlitten in Anklam Haftstrafen, mehr als 130 von ihnen wurden hingerichtet“, sagte Ministerin Martin zur Eröffnung. „Umso wichtiger ist es, dass wir diesen Ort als Mahnung gegen Krieg und Gewaltherrschaft bewahren. Die Anzahl der Zeitzeugen wird immer geringer. Um aber junge Menschen über die Zeugnisse der Vergangenheit zu informieren und ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Demokratie zu setzen, nimmt das ehemalige Wehrmachtsgefängnis einen hohen Stellenwert ein.“

Von 1940 bis 1945 befand sich in Anklam eines von acht Wehrmachtsgefängnissen. Es war das einzige für diesen Zweck neu errichtete Gebäude, angeschlossen an eine seit Reichsgründung 1871 betriebene Kriegsschule. Konzipiert war das Gebäude für 600 Häftlinge, die tatsächliche Anzahl ist auf Basis bekannter Quellen schwer zu schätzen. Fachleute gehen von bis zu 1.500 Häftlingen aus, die gleichzeitig unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht wurden. Viele der in dem Gefängnis inhaftierten Soldaten wurden der "Fahnenflucht", der "unerlaubten Entfernung" und der "Wehrkraftzersetzung" beschuldigt. Todesurteile gegen die oft jungen Wehrmachtsangehörigen wurden ohne angemessene Gerichtsverfahren ausgesprochen und vollstreckt. Zunehmend wurden Gefangene auch in Bewährungs- und Strafeinheiten geschickt, zumeist an die Ostfront.

 

Nach Kriegsende wurde der Todeszellentrakt von der DDR als Mahnmal erhalten, der Rest des Gebäudes diente als Getreidelager. Eine Arbeitsgruppe des Kulturbundes der DDR bemühte sich um die Erforschung der NS-Militärjustiz und des Strafvollzugs in Anklam. Nach der Vereinigung Deutschlands 1990 verfiel das nicht mehr genutzte Gebäude. 2005 übernahm die Bürgerstiftung Zentrum für Friedensarbeit - Otto Lilienthal - der Hansestadt Anklam die Verantwortung für das ehemalige Wehrmachtsgefängnis. Nach der Teilrestaurierung durch die Stiftung und viele freiwillige Leistungen dient das Gebäude jetzt als Zentrum nationaler und internationaler Friedensarbeit. Im Jahr 2021 hat die Hansestadt Anklam das Gebäude mit Unterstützung des Landes erworben.

Die Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern (LpB), insbesondere deren DemokratieLaden Anklam, ist regelmäßig als Veranstalter zu verschiedenen Themen in der Gedenkstätte zu Gast. In der von der LpB herausgegebenen Reihe „Erinnerungsorte in Mecklenburg-Vorpommern“ war 2021 Band 6 dem ehemaligen Wehrmachtgefängnis gewidmet. Zuletzt erschien ein auf Auszügen des Dokumentarfilms „Ungehorsam als Tugend“ des Rostocker Dokumentarfilmers Jörg Herrmann basierendes Arbeitsheft für Schulen im Digital- wie auch im Printformat. Alle genannten Publikationen können über die LpB bezogen werden.

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